Das Regelfolgenproblem lautet grob gesagt: Angenommen ich verstehe „plus“ (oder irgendeinen anderen sprachlichen Ausdruck). Jetzt will ich diesen anwenden, z.B. weil ich gerade die Frage „Was ergibt 68 plus 57?“ beantworten will. Wie komme ich von meinem Verstehen (oder: dem Meinen, dem Erfassen der Bedeutung oder was auch immer besser zusagt) zu der konkreten Anwendung? Gleich der erste Vorschlag für eine Antwort, den Kripke Wittgenstein on Rules and Private Language (1982) diskutiert, ist das Fortsetzungsmodell (1982: 8-11). Dieses Modell besagt: Bei jeder Verwendung des Ausdrucks macht man einfach so weiter wie bisher. Durch die bisherigen Verwendungen von „plus“ wird eindeutig eine Extension von „plus“ festgelegt. Gegen diesen Vorschlag bringt Kripke ein Argument. In diesem Beitrag geht es um die Frage, welches Argument das ist. Also, was ist falsch am Fortsetzungsmodell? Warum bestimmen die bisherigen Verwendungen eines Ausdrucks nicht, wie er jetzt und in Zukunft zu verwenden ist? Continue reading Regelfolgen und Unendlichkeit I →