In der letzten Zeit höre oder lese ich immer wieder einen bestimmten Punkt. Doch je öfter ich ihn höre oder lese, desto mehr ärgert er mich. Es geht um Beschwerden des Typs: “Ich interessiere mich nicht für den Begriff des F; ich interessiere mich für Fs.” Besonders beliebt ist diese Äußerung für F = Wissen. Um diese Klage im Keim zu ersticken, möchte ich eine terminologische Verabredung vorschlagen und hoffe, dass möglichst viele von Euch sich mir anschließen.
Wenn man von Begriffsanalysen spricht, dann kann man das auf zweierlei Weisen ausbuchstabieren:
(1) Wir analysieren den Begriff des F.
(2) Wir analysieren Fs auf begriffliche Weise.
Ich möchte vorschlagen, dass wir ab sofort Redeweise wie (1) aufgeben und statt dessen nur noch à la (2) reden, d.h. die Objekte der Analyse sind nicht Begriffe, sondern die Art und Weise der Analyse ist eine begriffliche. So sollte es im Wikipedia-Artikel übers Gettierproblem nicht mehr heißen: “Das Gettier-Problem formuliert einen Einwand gegen die Analyse des Begriffs von Wissen als…”, sondern: “Das Gettier-Problem formuliert einen Einwand gegen die begriffliche Analyse von Wissen als…”. Wir sagen ja auch “chemische Analyse von Wasser” und nicht “Analyse der Chemie von Wasser”.
Natürlich ändert diese terminologische Revision nichts an der Kritik an begrifflichen Analysen wie sie z.B. Williamson in Philosophy of Philosophy (Kap. 3 und 4) formuliert. Aber wir müssen uns nicht mehr herumschlagen mit Pseudo-Argumenten der Art “Ich interessier’ mich für die Welt, nicht für unsere Begriffe!”.