Der Wert eines Feuerlöschers

Sokrates vertritt in Platons Menon eine Theorie vom Wert des Wissens, die man die Feuerlöschertheorie nennen kann: Wissen sei besser als bloß wahre Meinung, weil jemand, der Wissen hat, Einwände und Gegengründe abwehren könne. Jemand, der bloß eine wahre Meinung hat, könne das nicht. Wissen hat somit eine Feuerlöscherfunktion: Die Gefahr, durch Einwände und Gegengründe von einer wahren Meinung abgebracht zu werden, wird eingedämmt. In diesem Beitrag will ich nur eine der Thesen dieser Theorie diskutieren, nämlich dass es gut sei, einen Feuerlöscher zu haben.

Einen Feuerlöscher zu haben, ist nicht gut. Wenn es brennt, ist es gut, einen Feuerlöscher zu haben. Wenn es aber nicht brennt, ist ein Feuerlöscher überflüssig. Denn er steht dann ungenutzt im Flur herum. Ob es gut ist, einen Feuerlöscher zu haben, hängt also davon ab, ob es brennen wird. Da ich nicht weiß, ob es einmal brennen wird, weiß ich nicht, ob es gut ist, einen Feuerlöscher zu haben.

“Aber der Erwartungsnutzen ist doch positiv!” Dagegen regt sich oft Protest. Man könne doch den Erwartungsnutzen berechnen und der ist schließlich positiv. Keinen Feuerlöscher zu haben, hat dagegen einen negativen Erwartungsnutzen. Also sei es durchaus gut, einen Feuerlöscher zu haben, und zwar unabhängig davon, ob es brennen wird.

Positiver Erwartungsnutzen ist etwas anderes als positiver Wert. Diese Antwort verwechselt, das Deontische mit dem Evaluativen. Man soll zwar einen Feuerlöscher haben bzw. es ist rational, einen zu haben. Doch daraus folgt nicht, dass es gut ist, einen zu haben. Warum es rational ist, einen zu haben, zeigt das Erwartungswertargument. Um zu zeigen, dass es gut ist, einen Feuerlöscher zu haben, muss aber mehr gezeigt werden: Es muss eine Eigenschaft an ihm aufgezeigt werden, die ihn zum Beispiel wünschenswert macht. Dass man mit ihm Feuer löschen kann, ist keine solche Eigenschaft – es sei denn, es gibt ein Feuer zu löschen. Wünschenswert ist es, dass kein Feuer ausbricht. Deshalb ist Feuerfreiheit wertvoll. Wie man von dieser (einigermaßen) trivialen Feststellung zu der These gelangen kann, dass ein Ding, mit dem niemals ein Feuer gelöscht wird (mit dem man aber eines löschen könnte, wenn es zu einem käme) gut sei, ist mir schleierhaft.

Deshalb: Es ist meistens (nämlich dann, wenn es nicht brennen wird) nicht gut, einen Feuerlöscher zu haben, obwohl es richtig ist, einen zu haben.

In dieser Argumentation, sagt man mir, steckt ein Fehler. Wüsste ich nur wo!